Die Nachrichten der letzten Wochen machen es immer deutlicher: Die Angst vor terroristisch-motivierten Anschlägen ist längst in unserer gesellschaftlichen Mitte angekommen. Sie besteht nicht mehr nur länger beim Reisen in fremde Länder, sondern beginnt bereits beim Verlassen der eigenen Haustür. Wie verhalte ich mich in Gefahrensituationen oder bei Massenpaniken richtig? Wir haben einige weltweite Grundregeln für den Ausnahmefall zusammengestellt.
Schon einige Male haben wir uns gefragt, ob wir zum Thema “sichere Reiseländer” einen Beitrag bringen sollten. Jedes Mal, wenn in einem nahen oder fernen Land ein Amoklauf oder Terroranschlag medial die Runde machte, waren wir betroffen. Betroffen vor allem deswegen, weil die Angst vor dem Unbekannten, die mit der Berichterstattung über Anschläge, Entführungen und Amokläufe einhergeht, die psychologische Reisefreiheit ungemein einschränkt.
Was ist ein unsicheres Reiseland?
Kriterien für unsichere Reiseländer waren lange hauptsächlich politische Unruhen, wirtschaftlich instabile Verhältnisse, hohe Kriminalitätsraten und Kriegsgeschehen. Auf der Website des Auswärtigen Amts kann sich jeder über die aktuelle Gefahrenlage im jeweiligen Land informieren.
Alle unsere Redakteure sind hauptberuflich in einem internationalen Tourismusunternehmen tätig. Natürlich wäre es uns nie in den Sinn gekommen Paris, Brüssel oder Nizza als unsichere Reiseziele zu deklarieren. Und dennoch: Jeder versteht die Unlust unserer Kunden an einen Ort zu reisen, an dem erst vor kurzem unberechenbar grauenhafte Dinge passiert sind.
Man könnte einwenden, das Leben sei generell nicht sicher oder täglich sei es wahrscheinlicher bei einem Autounfall zu sterben als bei einem terroristischen Anschlag – aber all das hilft nicht viel, wenn man erst einmal verstanden hat, wie sehr einen Angst lähmen kann. Seit dem Amoklauf letzte Woche in München glauben wir, das ein bisschen besser zu verstehen. Eine Chance weiterhin angstbefreit reisen und leben zu können, sehen wir daher unter anderem in der Auseinandersetzung mit Verhaltensregeln für den Ernstfall. Jeder fühlt sich sicherer, wenn er weiß, was in einer Ausnahmesituation zu tun ist.
Der Amoklauf in München
Letzten Freitag wurde unsere kleine in Sicherheit gewähnte Münchner-Welt gehörig auf den Kopf gestellt. Auch wenn der Amoklauf am Olympia Einkaufszentrum in keinerlei Verbindung zu einer fanatischen Glaubensgemeinschaft oder einer anders gearteten terroristischen Gruppierung stand, Panik löste er dennoch aus. Flächenübergeifend versank München für mehrere Stunden in Furcht und Ungewissheit.
Warum kam es nach dem Amoklauf zu Paniken?
Mit Sicherheit ist daran nicht zwangsläufig Social Media Schuld. Als präventive Sicherheitsmaßnahme ließ die Münchner Polizei kurz nach der Schießerei am OEZ sofort alle zentralen Plätze in München evakuieren. Der Täter war noch auf der Flucht. Gerüchte über Bombendrohungen und weitere Schießereien überschlugen sich im Netz und wurden auch per Kurzmitteilungen weitergeleitet. Das alleine löste aber noch keine Panik aus. Während der Evakuierung wurden die Menschen, die kurz zuvor noch seelenruhig auf der Münchner Haupteinkaufsstraße unterwegs gewesen waren, in Geschäfte gedrängt und über Lautsprecher dazu aufgerufen in den Gebäuden zu bleiben. Geschäfte und Restaurants in der gesamten Innenstadt ließen daraufhin ihre Rollläden runter. Egal wo man sich gerade befand, Unwissenheit über das tatsächliche Geschehen sowie über den Grund der unverzüglichen und brüsken Evakuierung, ließen jeden nicht nur verunsichert, sondern in der Tat eingesperrt zurück.
Ich selbst befand mich zu dieser Zeit in einem Kino in der Innenstadt. Ich hatte bereits gehört, dass es nur 100 Meter vor dem Kino angeblich zu einer weiteren Schießerei gekommen sei. Der Kinoeingang war bereits vom hauseigenen Sicherheitsdienst umstellt worden. Ich fühlte mich lange noch ziemlich ruhig. Als dann aber plötzlich aus dem Foyer Menschen anfingen zu schreien und zu rennen, rannte ich auch. Darauf folgten die bis jetzt schlimmsten 20 Minuten meines Lebens, zuerst in einem Kinosaal, dann hinter einer Feuerschutztür in einem Kühl- und Lagerraum versteckt.
Nach einer schier endlos langen Zeit wurde uns schließlich mitgeteilt, dass kein Attentäter im Gebäude sei, wir aber, bis der Täter vom OEZ gefasst sein würde, im Kino eingesperrt bleiben müssten. Die Menschen waren von den Straßen in das Kinogebäude geeilt. Wahrscheinlich hatte nur einer begonnen zu rennen, ein anderer vielleicht begonnen zu schreien und schon rannten und schrien alle. Die Folge war eine kleine Massenpanik im Kino.
Jeder Münchner, der an diesem Freitag im Zentrum unterwegs gewesen ist, hat Ähnliches erlebt.
Wie verhalte ich mich richtig bei einer Massenpanik?
Präventionsmaßnahmen
- Große Menschenansammlung meiden: Selten praktikabel…
- In Erfahrung bringen, wo sich der nächste Notausgang befindet: Natürlich nur in geschlossenen Räumen.
- Treffpunkt vereinbaren: Sollte man mit mehreren Personen unterwegs sein.
Im Gedränge
- Versuchen nicht zu stolpern: Wer es schafft sich in der Geschwindigkeit des Menschenstroms mit zu bewegen, kann zumindest nicht überrannt werden.
- Niemandem helfen, der bereits am Boden liegt: Man läuft große Gefahr in der Folge selbst am Boden liegen zu bleiben
Bei Paniken und Hysterien ohne Gedränge
- Das Umfeld mit warmen Worten beruhigen: Am besten man versucht seine Stimme liebevoll zu verwenden. Folgende Sätze können helfen:
- Alles wird wieder gut
- Ich bin sicher, dass gleich Hilfe kommt
- Ich bin sicher, bald ist alles wieder unter Kontrolle
2. Panische Menschen in den Arm nehmen und wiegen.
3. Hysterische Menschen ohrfeigen: Wenn jemand komplett außer sich ist, kann dies tatsächlich ein Weg sein, ihn wieder zu Verstand zu bringen.
4. Mit anderen zusammenschließen: Es tut immer gut sich Rückhalt und Rat aus der Gruppe zu holen. Nächste Schritte können dann gemeinsam geplant werden.
Erste Hilfe Stellungen bei Paniken
- Not- und Polizeiruf absenden nicht vergessen!
- Erste Hilfe bei Ohnmacht: Bei einer kurzen Ohnmacht hilft das Beine hochlegen.
- Erste Hilfe bei Bewusstlosigkeit: Nachdem die Atmung kontrolliert wurde, wird die bewusstlose Person in die stabile Seitenlage gebracht. Sollte die Person nicht mehr atmen, muss unverzüglich reanimiert werden.
- Erste Hilfe bei Hyperventilation: Person in eine Tüte ruhig ein- und ausatmen lassen. Wichtig dabei ist, dass die Tüte komplett über Mund und Nase abschließt. Durch die Nase einatmen und durch den Mund ausatmen lassen.
Social Media im Ausnahmefall
Hier gilt in Ausnahmesituationen: Vertrauenswürdig sind nur die Mitteilungen der örtlichen Polizei. Anweisungen dieser sollten unbedingt befolgt werden.
Außerdem: Während des andauerenden Polizeieinsatzes sollte die Veröffentlichung von Bildern und Videos vom Tatort oder von polizeilichen Maßnahmen unbedingt unterlassen werden. Diese könnten dem Flüchtigen unter anderem wichtige Hinweise über das Agieren der Einsatzkräfte verraten. Bild- und Videomaterial sollte der Polizei direkt übermittelt werden.
Verhaltensregeln bei einem Amoklauf bzw. einem Terroranschlag
Der Fluchtweg
- So schnell es geht den Tatort verlassen
- Möglichst in Deckung bleiben
- Nur, wenn es einen selbst nicht der Gefahr ausliefert, anderen helfen
- Andere auf dem Fluchtweg warnen
Im Versteck
- Türen verschließen und verbarikadieren
- Alle Lichter und Geräte ausschalten
- Deckung suchen und sich von Fenstern fernhalten
- Handy Vibration und Klingelton ausschalten. Auch ein leuchtendes Handylicht wirkt verräterisch
Umgang mit Einsatzkräften
- Keine schnellen Bewegungen hin zu Einsatzkräften machen. Man könnte mit dem Täter verwechselt werden
- Am besten mit erhobenen Händen auf die Einsatzkräfte zu gehen.
Sehr gute Praeventionsmassnahmen bei einer Massenpanik, wir sollten sie alle gut verinnerlichen!!