Hintergrund zur Story „Geständnisse“
Über die Babys der Zukunft, Mono- und Multi-Parenting
2017 erschien eine der ersten Ausgaben der FAZ Quarterly mit dem Titel „Der neue Mensch“. Darin las ich einen Artikel: Die Körper der Zukunft. Es war bestimmt nicht der erste Artikel, den ich über Stammzellenforschung und Fortpflanzung mit Hilfe des Reagenzglas gelesen hatte. Doch dieses Mal ließ mich das Thema einfach nicht mehr los.
Die Körper der Zukunft
Ohne Sex keine Fortpflanzung?
Diese Aussage gehört schon lange der Vergangenheit an. Stichwort: Social Freezing. Der Zeugungsakt wird in die Petrischale verlegt. Für manch einen klingt das vielleicht nach Raumschiff Enterprise, in der Tierzucht jedoch ist künstliche Insemination bereits seit Jahrzehnten die Regel.
Die Topseller der Samenbanken
Ebenso nichts außergewöhnliches sind folgende Lieblingsbestellungen bei Samenbanken: etwas größer als der Durchschnitt, begabt, warmherzig, humorvoll. Samenbanken bieten Samen samt Gesundheits- und Persönlichkeitsprofil an. Wen es die Möglichkeit dazu gibt, warum auch nicht.
Woher kommt das Ei?
Mit Eizellen verhält es sich nicht ganz so leicht, wie mit Spermien. Spenderinnen gehen bislang ein psychisches und physisches Riskio ein. Doch es gibt Licht am Ende des Forschungstunnels: Ein Team der japanischen Kyushu-Universität unter Anleitung von Katsuhiko Hayashi hat es bereits geschafft den kompletten Reifeprozess einer Eizelle im Labor nachzuvollziehen. Das zwar „nur“ an einer Maus, doch aus dieser ging immerhin gesunder Nachwuchs hervor, der widerrum gesunden Nachwuchs hatte. Das Brisante: Die Eizellen sind aus normalen Hautzellen vorgegangen. Diese wurde in sogenannte „induzierte pluripotente Stammzellen“ verpflanzt.
In 20 bis 40 Jahren ist Sex nicht mehr nötig. Er wird als unanständig gelten, ja sogar als verantwortungslos. Möchte ein Paar Kinder, gibt die Frau ein Stück Haut ab, aus dem die Eizellen entwickelt werden, der Mann liefert die Spermien. Die Befruchtung erfolgt im Reagenzglas. Dort könnte dann eine rigide Qualitätskontrolle erfolgen, nach den Kriterien: schwere genetische Defekte, Disposition zu anderen Krankheiten, Aussehen sowie – mit geringer Prognosekraft – Intelligenz.
Das Baby aus dem Reagenzglas
Von dem zukünftigen Baby aus dem Reagenzglas hatte ich schon häufiger etwas vernommen. Gefühlt schon immer gab es Bücher und Filme, die diese bis dato Utopie thematisierten.
Die geläufige Konsequenz des Babys aus dem Reagenzglas bedeutet: Frauen könnten zu jeder Zeit Kinder bekommen. Schwule und lesbische Paare könnten leibliche Eltern werden – wobei schwule Paare weiterhin eine Leihmutter bräuchten. Konsequenzen also, die 2019 in meinem gesellschaftlichen Dunstkreis durchaus als erstrebenswert gelten.
Aloha Mono- und Multi-Parenting
Wer mit wem Kinder bekommt sind im Labor keine Grenzen gesetzt. So könnte man mit sich selbst Kinder bekommen. Das wären deshalb keine Klone, weil auch die „künstlichen Keimzellen eine Reifeteilung durchlaufen, bei der das Erbgut neu kombiniert wird.“ Und: Es könnten sogar mehrere Personen gemeinsam ein Kind bekommen. „In diesem Fall würde man in der Laborschale mit künstlichen Samen- und Eizellen einen Embryo erzeugen, dem in einem frühen Stadium Vorläuferkeimzellen entnommen werden, die mit den Keimzellen einer dritten Person vereinigt würden. Der ungeborene Embryo wäre zugleich Vater und Mutter, die ursprünglichen Eltern wären die Großeltern, die je ein Viertel der genetischen Anlagen beisteuern würden, während die andere Hälfte von jeweils Dritten stammt.“ An multi parenting könnten sich schließlich auch mehr als drei Personen beteiligen.
Die Zukunft der Fortpflanzung?
Dürfen wir das? Was wären ethische Einwände? Religiöse gäbe es natürlich zu Hauf.
Der FAZ Quarterly Artikel resümiert:
„Dürfen wir auch diese Weise in die Evolution eingreifen? Antwort: Warum nicht?“
Was meint Ihr?
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