Die hiesige Redaktion mag sie nicht. Nein, sie erträgt sie nicht. Trotzdem lässt sie sich darauf ein. Konfrontation ist bekanntlich eine sehr wirksame Form der Therapie. Nur so entwickelt sich der Mensch auch weiter. Welche Richtung die Entwicklung allerdings einschlägt, das bleibt ungewiss. Wir schreiben heute über die Schlager-Kultur am Ballermann. Es besteht also auch die Gefahr der intellektuellen Degeneration – für etwaige Verblödungserscheinungen übernehmen wir keine Gewähr.
Stichwort: Ballermann Hits. Die deutschsprachige Schlager-Kultur auf Mallorca existiert. Sie ist nach wie vor erfolgreich und bringt jährlich neue saisonale Stars hervor. Warum, wieso und wann nahm das Ganze seinen Lauf? Was fällt euch auf? Richtig: Das Titelbild passt nicht zum dem, was Ihr bis hierhin gelesen habt. Wir sagen: Es passt eben doch! Es unterstreicht den musikalischen Gegensatz, den man von Mallorca nicht erwartet.
Feiern mit Mickie Krause und Jürgen Drews
Es ist Usus, Mallorca alle paar Jahre totzusagen. Gefeiert wird allerdings nach wie vor. Ballermann Hits bleiben unsterblich. Der Flieger mit der ersten Ladung deutscher Touristen landete schon vor knapp 60 Jahren auf der Insel. Anfangs noch recht beschaulich – in den 50er Jahren entstanden die ersten touristischen Bauten in L’Arenal. In den 70er Jahren nahm der Massentourismus sprunghaft zu. Das ehemalige Fischerdörfchen wurde zur Kleinstadt. Nicht einmal 1.200 Einwohner lebten dort um 1960. Heute sind es etwa 17.000.
Das ist das Reich von Jürgen Drews, dem selbsternannten König von Mallorca. In der musikalischen Öffentlichkeit wahrgenommen wurde er in den 70er Jahren als Mitglied der Band Les Humphries Singers. Parallel dazu startete er seine Solokarriere. „Ein Bett im Kornfeld“ ist und bleibt einer seiner größten Hits. Die gleichnamige Cover-Version in den 90er Jahren brachte Ihn erneut in den Fokus der Öffentlichkeit. Seither ist sein Name der Inbegriff der deutschsprachigen Schlager-Kultur. Jürgen Drews war nie Schlager-Fan. Er hat ihn sogar belächelt. Der Erfolg half Ihm dabei, das Beste daraus zu machen.
Nun zum Prinzen: Mickie Krause. Mit „Zehn nackte Frisösen“ feierte er seinen Durchbruch. Anspruchsvoller wurde es dann mit den Songs „Finger im Po Mexiko“ oder „Zeig doch mal die Möpse“. Sein Status war gesichert. Sein Freifahrtschein in den musikalischen Stumpfsinn leider auch. Kleine Kostprobe gefällig? Die Redaktion hält die Augen zu und fasst sich gespannt an den Händen.
https://www.youtube.com/watch?v=TyECAoO7dj4
Folklore, Jazz und heißer Rhythmus auf Mallorca
Wir machen die Augen wieder auf und lassen locker. Jetzt geht es um Musik, die unter die Haut geht. Und unser Titelbild passt endlich zur Musik.
Concha Buika
Die Eltern von Concha Buika kommen aus Äquatorialguinea. Die Sängerin selbst wuchs in einer Nachbarschaft mit Sinti und Roma in Palma de Mallorca auf. Genau diese unterschiedlichen Einflüsse bringt sie in Ihrer Musik zum Ausdruck. Sie mischt Einflüsse aus Flamenco, Funk, Jazz und Soul.
2005 veröffentlichte sie ihr erstes eigenes Album „Buika“. Ihre einzigartige Stimme offenbarte sich als regelrechte Sensation im ganzen Land. In Ihrem Album „La Nina de Fuego“ (2008) verbindet sie zum Beispiel feurigen Flamenco mit traditionellen mexikanischen Balladen. Bereits mehrmals wurde die Sängerin für den Latin Grammy Award nominiert.
Música Nostra
Mallorquinische Kultur ist weder deutsch noch britisch. Echte mallorquinische Kultur findet sich in der Musik von Música Nostra wieder. Dabei handelt es sich um eine Folklore-Gruppe aus sieben Mitgliedern. Seit 1981 hat die Gruppe Bestand und trägt erfolgreich dazu bei, die Insel auch musikalisch begreifbar zu machen.
Sinuata Malan Trio
Mit Ukulele, Kontrabass und Posaune kommen die vier Gruppen-Mitglieder von Sinuata Malan daher. Die Band lädt ein auf eine musikalische Zeitreise. Sie spielt u.a. Swing und Jazz aus den 40er Jahren. Sie präsentiert in ihren Stücken einen farbenfrohen Cocktail, Klangfarben aus Jazz, Blues, Bolero und der brasilianischen Musikrichtung Bossa Nova. Einen kleinen Eindruck bekommt Ihr hier.
Zone Sisters
Eigentlich zu dritt, hin und wieder auch zu viert. „Zone Sisters“, so nennt sich die Rock-Pop-Gruppe aus Mallorca. Von Zeit zu Zeit gesellt sich eine Perkussionistin zum Trio aus Geige, Bass sowie Gitarre hinzu. Dann ist das Motto der Gruppe besonders lautstark zu vernehmen – Vielfältigkeit in Stil und Gesang. Wehe wenn sie losgelassen: Denn dann gibt es waghalsige Kombinationen aus unterschiedlichen Rhythmen, Melodien und frischen Klängen.
Der Artikel endet mit gegensätzlichen Musikrichtungen, die, wenn feinfühlig kombiniert, ein tolles Zusammenspiel ergeben. Gegensätze erweitern den Blick, sie regen zu neuen Denkansätzen an. Mallorca ist vielfältig, bunt, erlebnisreich und eben nur zu einem ganz kleinen Prozentsatz auch mal stumpfsinnig.
Finger im Po Mexiko… es ist unglaublich, aber es geht immer noch eine Stufe tiefer!!
Der absolute Horror!!!!!!
Eine weise Entscheidung von euch die Ohren zuzuhalten!!!!!!