Brügge sehen… und sterben? ist der deutsche Filmtitel der Tragikkomödie von 2008.
Die für den Film Parade stehende Zitate “Brügge? Wo ist das denn?” und “Vielleicht ist das die Hölle… In Brügge zu sein bis in alle Ewigkeit” mögen dem Regisseur und Drehbuchautor Martin McDonagh tatsächlich während seines ersten Brügge-Besuchs eingefallen sein. Seine ambivalente Haltung der Stadt gegenüber spiegelt sich in den beiden Figuren Ray (Colin Farrell) und Ken (Brendan Gleeson) brilliant wieder. Denn natürlich hat Brügge auch so einiges faszinierendes an mittelalterlichen Bauten und Geschichte zu bieten.
Aber Moment mal, wie war das gleich? Ambivalente Haltung einer belgischen Stadt gegenüber? Dieser Film passt perfekt in unseren Belgien-Monat.
Die Story zusammengefasst:
Die beiden Auftragskiller Ray und Ken sollen in Brügge untertauchen. Ken begeistert sich für Brügge, Ray langweilt sich wörtlich zu Tode. Außerdem leidet Ray an Schuldgefühlen, da er bei seinem letzten Mord vesehentlich ein Kind mit umgebracht hat.
Während sich Ray mit der mit Drogen dealenden Chloe (Clémence Poésy) vergnügt, erhält Ken von Harry (Ralph Fiennes), dem Chef der beiden Auftragskiller, den Befehl Ray umzulegen, da der Mord an dem unschuldigen Kind unverzeihlich sei.
Ken schreitet zur Tat und trifft auf Ray, der eben im Begriff sich selbst umzubringen. Statt ihn zu töten setzt Ken Ray in den nächsten Zug raus aus der Stadt. Als Harry von dem Vorfall erfährt eilt er selbst nach Brügge.
In Brügge angekommen kommt es am Belfried, dem Glockenturm und Wahrzeichen der Stadt, zum Duell zwischen Ken und Harry. Ken gesteht Harry seine Liebe und wird von ihm angeschossen.
Auch Ray ist inzwischen wieder in Brügge gelandet. Im Zug hat ihn ein kanadisches Ehepaar wiedererkannt, dass er am Tag zuvor zusammengeschlagen hatte. Dank Chloes Hilfe kann seine Kaution bezahlt werden.
Während Chloe und Ray nichts ahnend auf dem Vorplatz des Belfrieds knutschen, eilt Harry ihnen bereits entgegen Ray zu töten. Mit letzter Kraft schleppt sich der angeschossene Ken auf den Turm des Belfrieds und stürzt sich als Warnung den Turm hinunter.
Es folgt eine absurde Verfolgungsjagd. Harry schafft es Ray inmitten eines Filmsets zu stellen. Seine Schüße treffen aber außer Ray noch den kleinwüchsigen Schauspieler Jimmy (Jordan Prentice), den er nun selbst für ein unschuldiges Kind hält und sich daraufhin seinem eigenen Ehrenkodex treu erschießt.
Ray kommt ins Krankenhaus. Das Ende bleibt offen.
Besonderheiten des Films:
Ganz klar: Was für eine abgefahrene Story. Stellenweise, weiß man nicht so recht, was mit dem Film anzufangen sei: Bloßer Klamauk oder doch Unterhaltung mit Tiefgang?
Es ist bekannt, dass McDonagh um seine ambivalenten Gefühle der Stadt gegenüber einfach eine absurde Story herumspinnen wollte. In den letzten Jahren hat er nicht nur seine Treue zu Colin Farrell bewiesen, sondern auch zu der Art Drehbücher zu schreiben (siehe auch 7 Psychos).
Seine Figuren tragen alle stetig tragikkomische Momente in sich: Was ist schließlich komischer, als ein Auftragskiller mit Schuldgefühlen? Oder ein Auftragskiller, der sich als schwul entpuppt? Oder zwei Killer, die sich vorher über den Weg der Verfolgungsjagd absprechen? An diesen Stellen spielt und bricht McDonagh gekonnt mit Klischees.
Außerdem finden sich in all seinen Filmen, selbstreferentielle Züge wieder. Sei es nun zur Schreibblockade eines Drehbuchautors (7 Psychos) oder zu dillettantischem Gewusel an Filmsets (In Bruges).
Man kann sich gut vorstellen, dass der Film der Stadt einen erneuten Tourismus-Boom bescherte. Immerhin waren Colin Farrell und Brendan Gleeson beide für einen Golden Globe nominiert. Farrell erhielt die Auszeichnung sogar final. Und auch das Drehbuch war 2009 oscarnominiert – trotz oder genau wegen des 126 Mal benutzten Wortes “Fuck” im Script.
Als “fertiges Filmset” bezeichnete McDonagh Brügge. Und als, damals zudem, unbeschriebenes Blatt. Für die Dreharbeiten wurde eigens die Weihnachtsbeleuchtung der Stadt bis in den März hinein hängen gelassen. Bügermeister und mehrere Stadtbewohner erhielten kleinere Rollen.
Zu weltweiten Ruhm verhalf der Film auch einem Golden Retriever (siehe Titelbild), der wohl von morgens bis abends gelangweilt am Fenster zum Kanal liegt und mittlerweile eine echte Touristenattraktion geworden ist. Ob er dort wohl auch davon träumt nicht in Brügge zu sterben?
Was wir sonst noch sagen wollten:
- Wer Brügge besuchen möchte, informiert sich am besten auf VisitBruges über Sehenswürdigkeiten, Events etc.
Titelbild: Der Hund in Brügge Quelle: Brigitte Mackscheidt auf flickr.com
Hallo Desiree,
Vielen Dank fuer deinen Artikel ueber diesen Film, der mich so neugierig gemacht
hat, dass ich ihn mir nun unbedingt ansehen werde.
Ich werde das gleich am Wochenende zusammen mit meinem Mann und einem guten Bier tun!!
Bitte weiter so gute Vorschlaege!!
Liebe Sabine – Danke für das schöne Kompliment! InBruges ist wirklich sehr sehenswert: Tolle Schauspieler! 🙂