Ein Selbstversuch
Essen ist etwas Tolles. Die leckere Pasta vom Italiener, der saftige Burger im Restaurant oder die feinen Kuchen und Torten im Schaufenster des Bäckers. Wir lieben Essen, Essen gehen und Kochen. Leider lässt es unsere Zeit nicht immer zu letzteres selbst zu tun und so greifen wir im Alltag gerne mal auf die Tiefkühlpizza, die Leberkäs-Semmel oder die Fertigsoße im Supermarkt zurück. Schnell soll es ja schließlich gehen. Aber ist das wirklich so gesund und welche Stoffe führen wir unserem Körper damit eigentlich zu?
Wie alles begann…
Alles fing damit an, dass ich eines Abends beim Durchzappen der TV-Programme auf einem Sender hängen blieb, der eine Reportage zum Thema Zucker in Lebensmitteln brachte. Dort unterzog sich die Reporterin einem vierwöchigen knallharten Zuckerentzug ohne jegliche Vorbereitung. Die Regeln lauteten: Vier Wochen lang keine festen oder flüssigen Lebensmittel zu essen, die auf 100 Gramm Portion mehr als 0,5 Gramm Zucker enthielten. Das Endergebnis dieser strikten Ernährungsweise war ein wacheres Gefühl, eine größere Aufmerksamkeitsspanne und der positive Effekt der Gewichtsabnahme.
Von diesem Selbstversuch war ich sofort begeistert. Ohne lange Diskussionen legte ich mit Désirée fest, dass im nächsten Monat auch zuckerfrei gelebt werden sollte – und zwar unter denselben Bedingungen wie in der Fernsehreportage.
Meine Erfahrungen & Erkenntnisse
Vorbereitungsphase:
Gesagt getan. Bald sollte es für mich losgehen. Allerdings wollte ich mich gut auf meine zuckerfreien Wochen vorbereiten und fing bereits einen Monat davor an, den Inhalt meines Essens genau unter die Lupe zu nehmen und den Blog von Katharina Kraatz zu lesen. Katharina hatte auch schon ein Kochbuch unter dem Titel „Clean Eating“ geschrieben, das ich mir ebenfalls zulegte und genau studierte.
Erste Woche: Wie mir rohes Gemüse die Laune verdarb.
Anfangs noch voller Elan habe ich mir einen Wochenessensplan geschrieben. Dort stand sehr viel rohes Gemüse auf der Liste, welches meinem Magen sehr viel Schmerzen bereitete. Meine Abende waren alle ausgefüllt mit Essen kochen.
Mein Freund bat mich bereits nach den ersten zwei Tagen mit „zuckerfrei“ aufzuhören, da meine Laune äußerst schlecht war und er oft der Leidtragende war.
Fazit: Mein Körper war auf Entzug und nicht nur ich, sondern auch mein gesamtes Umfeld, litt darunter. Vor allen Dingen fehlte mir meine geliebte Schokolade bzw. eben jenes Stückchen, das mich im Büro durch den Nachmittag brachte.
Positive Sache: Der Alkoholverzicht fiel mir überhaupt nicht schwer, da ich schon immer nur Wasser trinke und nur ab und an einmal ein Glas Wein oder Prosecco.
Zweite Woche: Wie die 100% Dinkelnudeln zu meiner Rettung wurden.
Disziplin hatte ich schon mal bewiesen und keinen „Rückfall“ erlitten. Allerdings hatte ich immer noch mit ordentlichen Magenschmerzen zu kämpfen und beschloss daher die Zügel etwas zu lockern. Das viele rohe Gemüse bzw. nur Gemüse machte mir wirklich zu schaffen. Also kam frisches Fleisch, Vollkornnudeln und Vollkornreis auf meinen Speiseplan. Die letzten beiden Produkte zu erhalten war anfangs etwas schwer, da ich feststellen musste, dass Supermarkt-Vollkornprodukte alle Weizen enthalten, der in meinem Ernährungsplan eigentlich nicht vorgesehen war. Bei einem Drogeriebesuch habe ich dann 100% Vollkorn Dinkelnudeln gefunden. Genau das, nach was ich gesucht hatte. Es ging also bergauf, auch mit meinem Magen, der sich über die Kohlenhydrate freute.
Dritte Woche: Wie Suppen zu meinem Leibgericht wurden.
Langsam wurde ich zum Champ und Suppen zu meinem Lieblingsgericht. Linsensuppe, Kürbissuppe, Karottensuppe und Rote Beete Suppe sind super einfach zu machen und schmecken einfach klasse. Vor allem Dingen aber machen sie satt. Diszipliniert war ich noch immer. Ich hatte immer noch keinen „Rückfall“ erlitten.
In dieser Woche gab es dann auch das erste Mal eine Belohnung in Form eines Stücks 85% Schokolade. Mann, das war einfach so lecker! Ich hatte ein Gefühl, als seien meine Geschmacksknospen kurz vorm Explodieren, so intensiv konnte ich schmecken. Ich fühlte mich rundum wohl und kam mit dem Essen super klar und auch meine Laune hatte sich deutlich gebessert. Nur mein Freund fand all das immer noch nicht so prickelnd, da mein ein oder anderer „kreativer“ Kochversuch auch in die Hose ging und er mit leerem Magen ins Bett musste.
Vierte Woche: Wie mir Geburtstagsleckereien zum Verhägnis wurden.
Oh nein. Am Wochenende hatte ich das erste Mal wieder gesündigt. Und das vor dem Ende der Vier-Wochen-Frist. Zwei Geburtstage hintereinander und bei dem ganzen leckeren Kuchen und Süßigkeiten konnte meine Disziplin einfach nur untergehen. Allerdings muss ich zugeben, dass die Gummibärchen, die den Weg in meinen Mund fanden, viel zu süß waren und einfach nur ekelhaft schmeckten. Wie purer Zucker. Ich habe mich danach nicht nur psychisch sondern auch physisch wieder schlecht gefühlt. Es wurde zunehmend schwerer sich wieder zusammen zu reißen und das Zuckerfrei-Projekt bis zum Ende durchzustehen. Gesündigt hatte ich ja eh schon. Im Endeffekt darf ich die letzte Woche daher wohl kaum noch als zuckerfrei bezeichnen.
Désirées Erfahrungen & Erkenntnisse
Wie bereits erwähnt, konnte ich mit Désirée eine Partnerin in Crime für den zuckerfreien Selbstversuch gewinnen. Wie es ihr in den 4 Wochen erging, erzählt sie Euch im Nachfolgendem selbst.
Vorbereitungsphase:
Wie schon im letzten Frühjahr, bei meinem Versuch mein Leben plastikfrei zu gestalten, entschied ich mich dafür komplett unvorbereitet an die Sache heranzugehen. Ich nahm mir schlicht vor, auf jedes Produkt, das die 0,5 Gramm Zucker überschritt zu verzichten und möglichst durch ein anderes zu ersetzen. So schwer konnte das doch nicht sein! Schließlich ernähre ich mich ja sowieso schon ziemlich gesund. Das dachte ich. Der volle Umfang meiner Naivität wurde mir erst bewusst, als mich Sarah eines Montags darauf hinwies, dass nun unsere zuckerfreie Zeit beginnen würde. Sie erzählte mir, auf was ich ab jetzt alles verzichten müsste. Ungläubig starrte ich auf die Inhaltsbeschreibungen sämtlicher Lebensmittelprodukte im Supermarkt. Das konnte ich unmöglich schaffen. Noch nicht einmal für 4 Wochen.
Durchführungsphase: Warum es schon reicht ein paar Stunden am Tag auf Zucker zu verzichten.
Vielleicht ahnt Ihr es bereits: Ich hatte keine Nerven aus Stahl, wie Sarah. Ich wusste auch von Anfang an, dass ich sie nicht haben würde. Deswegen entschied ich mich dafür zumindest für 8 Stunden am Tag – also in der kompletten Arbeitszeit – auf Zucker zu verzichten. Das interessante daran war, dass ich mich nach einem Tag voller Kämpfe gegen Kekse und Schokolade am Abend erstaunlich leicht und lebendig fühlte. Meine nachmittäglichen Bauchschmerzen, die ich immer für angeboren gehalten hatte, verschwanden. Und: Meine Lust auf Süßes war am Abend auf ein absolutes Minimum reduziert. Ein süßer Keks statt einer ganzen Tafel Schokolade konnte schon reichen, um meinen Süßigkeitenbedarf als getilgt zu empfinden.
Nebenbei machte ich ganz ähnliche Erfahrungen wie Sarah. Ich entdecke tolle und weniger tolle Rezepte, entwickelte Freude an der Zubereitung von feinen Suppen und fühlte mich rundum wesentlich wohler, als zuvor.
Fazit: Noch lange nach dem Experiment, war es mir unmöglich meinen über Jahren getätigten täglichen Schokoladenkonsum wieder aufzunehmen.
Und heute? Heute lehnen ich tatsächlich häufiger mal Süßigkeiten ab. Ich kenne die Ursache meiner Bauchschmerzen am Nachmittag und weiß sie besser in Grenzen zu halten. Meine Neugierde auf bewusstes Essen wurde erneut erweckt und ich habe an einem Kochkurs der Elementarküche teilgenommen.
Unser zuckerfreies Gesamtfazit:
- Es war unglaublich schockierend festzustellen, in welchen Lebensmitteln sich Zucker befindet und in welchen Mengen: Frischkäse, Sahne, Joghurt oder Getränke… Scheinbar kein verpacktes Lebensmittel kommt ohne den “Konservierungsstoff” Zucker aus.
- Einen Monat lang zuckerfrei zu leben ist ein tolles Projekt, um sich mit dem Thema Ernährung bewusst zu beschäftigen und seinen Körper ganz neu kennenzulernen.
- In der zuckerfreien Zeit haben wir so viel gekocht, wie in unserem ganzen Leben noch nicht. Wir haben Pesto und Brühe selbst gemacht und Gerichte gekocht, von denen wir noch nie gehört hatten.
- Bauchumfang und Gewicht haben wir nicht festgehalten. Ich für meinen Teil kann sagen:
- Mein Hauptziel war kein Gewichtsverlust.
- Die Waage und das Maßband sind nicht meine besten Freunde und ich lasse sie lieber in der Ecke liegen.
- Wir legen es jedem ans Herz „einen Monat zuckerfrei“ einmal auszuprobieren. Selbst eine abgeschwächte Variante tut bereits sehr viel für das eigene Wohlbefinden. Wir haben unseren Körper sehr an Zucker gewöhnt. Erst durch einen Entzug merken wir, wie abhängig wir mittlerweile von ihm sind und welche Auswirkungen er tatsächlich auf unseren Körper hat.
Hut ab vor soviel Disziplin!!
Ich habe gerade einen Monat lang eine Ketose Diaet hinter mir, das bedeutet so gut wie gar keine Kohlehydrate zu sich zu nehmen und natuerlich null Zucker!
Die ersten fuenf Tage war der „Entzug“ hoellisch, aber dann habe ich den Zucker nicht mehr vermisst.
Meine Laune war auch nicht die beste und ich fuehlte mich sehr schwach.
Jedoch war auch mein Blaehbauch komplett verschwunden und ich war vier Kilo leichter!
Auf Dauer halte ich das jedoch nicht fuer gesund, aber auf den Industriezucker kann man sehr wohl verzichten, wenn man erst mal entwoehnt ist!!
Ich kann diese zuckerfreie Zeit nur jedem empfehlen, denn man hat wieder ein ganz anderes Koerpergefuehl und ernaehrt sich wesentlich gesuender!!
Oh wow! Eine Ketose-Diät das hört sich ziemlich spannend aber auch ziemlich hart an!! Kennst du denn eine gute Website oder einen Blog wo man sich darüber informieren kann?
Nein, leider nicht, denn ich wurde durch eine Freundin angeleitet, aber wenn man googelt kommen sehr viele Seiten mit guten Infos!