Sie sind Schwestern. Sie machen zusammen Musik. Sie sind keine Girl Band. Sie kommen aus dem schönen Kalifornien. Sie sind echte Globetrotter und leben heute in München. Gründe genug, um Deer Park Avenue besser kennenzulernen.
An einem Feitagabend feiern Sarah und Stepahnie Snyder ihre Videopremiere zu California (Close My Eyes) in der Schorsch Bar in München Schwabing. Meine Münchner Lieblingsfotografin Kris Tell hat die Veranstaltung organisiert und präsentiert nebenbei ihre neue Website.
Im Lagerraum der Bar darf ich Sarah, der Lead-Sängerin der Band und Stephanie, der Frau am Schlagzeug, näher kommen.
… Wir sprechen über ihren Weg zur Musik, das Festhalten an Träumen, Kalifornien – und natürlich interessiert mich auch, wie unterschiedlich sie das deutsche und amerikanische Publikum tatsächlich erleben …
DIE KLASSISCHSTE FRAGE ZUERST: WIE FING ALLES AN?
Sarah: Mit unseren Eltern, die uns enorm unterstützt haben. Beide lieben Musik. Unser Haus war schon immer voll mit unterschiedlichster Musik. Beide sind große Musikliebhaber. Unsere ersten Instrumente haben wir natürlich von ihnen bekommen.
Stephanie: Unser Dad wollte immer schon Schlagzeug spielen. Als er selbst Kind war, durfte er aber nicht wegen der Lautstärke. Als ich dann unbedingt ein Schlagzeug haben wollte, hätte seine Freude kaum größer sein können.
Sarah: Ja, das war verrückt, wie motiviert er war: “Ok,wir kaufen dem Kind jetzt ein Drum Kit. Und Unterricht bekommt es auch!”
Stephanie: Ja, ich habe aber auch sehr viel gespart. Meine Eltern gaben mir den Rest dann dazu.
Sarah: Da hatte ich es ein bisschen einfacher. Mein Vater hatte noch diese alte Gitarre. Die hatte er von unserer Mom geschenkt bekommen. Mit der bin ich groß geworden und habe die wildesten Dinge ausprobiert – zuerst ohne von irgendetwas Ahnung zu haben. Da war ich 9 Jahre alt. Die Gitarre war größer als ich.
WIE SEID IHR DANN ZUR ROCKMUSIK GEKOMMEN?
Sarah: Ein bisschen haben das natürlich die Instrumente vorgegeben. Aber ich habe Rockmusik schon immer geliebt. Besonders Old School Rock. Gemeinsam haben wir schon immer viel Beatles, Rolling Stones oder The Who gehört. Aber auch Bon Jovi und Bruce Springsteen liefen bei uns rauf und runter.
DIE ERSTE VOM EIGENEN TASCHENGELD ERSTANDENE EP WAR ALSO ROCK?
Sarah: Ironischerweise war das bei mir The Sign von Ace of Base. Ein großartiges Album! Und ich korrigiere: Pop und Rock haben uns enorm beeinflusst. Übrigens auch europäischer Pop. Unser Dad ist ja Halbdeutscher. Wir selbst sind 2 Jahre in Basel zur Schule gegangen. Und dann ist da noch unsere Mom, die aus Indien kommt und uns Bollywood-Musik beschert hat. Aus diesem wilden Mix heraus haben wir dann angefangen Musik zu machen. Wir haben einen Cousin Gregg, der unter anderem Schlagzeug für Ringo Starr spielt. Sein Bruder, Matt, ist jetzt unser Producer, aber vor allem spielt er Bass für Elton John und ist ständig auf Tour. Von Gregg haben wir gelernt eine Band zu sein.
Stephanie: Und dann darf man nicht unsere Auftritte in der Kirche vergessen. Unser Dad ist Pastor. Folglich haben wir in der Kirche bereits gelernt vor Publikum zu spielen. Mit 9 und 12 Jahren haben wir dort Schlagzeug, Gitarre und elektronische Orgel gespielt. Und die meisten Kirchenbesucher waren sehr gnädig mit uns – wahrscheinlich aber auch, weil wir so jung waren.
Sarah: Es gab natürlich aber auch die Fraktion, die meinte unsere Musik sei Teufelsmusik.
Stephanie: Ja, besonders das Schlagzeug war etwas Neues in der Kirche.
WO IN KALIFORNIEN SEID IHR AUFGEWACHSEN?
Sarah: Überall und nirgendwo. Wir sind viel gereist. Alle zwei Jahre sind wir umgezogen. Geboren wurde ich in der San Francisco Bay Area. Stephanie wurde in Carmel in der Monterey Bay Area geboren. Wir sind von Pebble Beach ins Landesinnere und dann nach New York gezogen. Dann nach Long Island in die Deer Park Avenue, die namensgebend für uns war.
Stephanie: Oh ja, New York wäre nicht New York ohne Bagel mit Cream Cheese.
WIE ÜBERLEBT IHR IN MÜNCHEN OHNE AMERIKANISCHE BAGEL?
Sarah: Ach, hier gibt es tolle Schnitzel. Das macht es wieder wett.
Aber Spaß beiseite. Nach New York sind wir in die Schweiz gegangen. Europäisches Essen und Kultur sind uns in keinster Weise fremd. Aktuell arbeiten unsere Eltern in einer Kirche in Starnberg. Als sie uns fragten, ob wir vielleicht Musik in Europa machen wollten, war die Antwort sofort ja. Und jetzt spielen wir am Wochenende wieder zusammen in der Kirche und reisen und geben Konzerte in ganz Europa.
… Deer Park Avenue – hier gab es einfach alles was unser Herz begehrte in einer Straße: Unsere Lieblings-pizzeria, unsere Kirche, unsere Tanzschule, an jeder Ecke Bagel mit Cream Cheese …
Stepahnie: Wir machen genau das, was wir lieben. Reisen und Musik!
WAS UNTERSCHEIDET DAS DEUTSCHE VOM AMERIKANISCHEN PUBLIKUM?
Sarah: Also das deutsche Publikum kann sehr laut werden. Dafür braucht es allerdings immer erst die Erlaubnis. Das ist auch in der Schweiz und in Österreich so. Sag den Leuten, jetzt dürft ihr laut und verrückt sein, dann sind sie es auch.
Stepahnie: Außerdem hören sie tatsächlich zu. Sie verfolgen die Melodien und die Texte.
Sarah: In Europa ist man immer am Hintergrund der Songs interessiert. Oft werden wir gefragt, warum wir etwas so singen, wie wir es singen. Oder warum wir etwas so spielen, wie wir es spielen.
… In Europa ist die Zuhörer-schaft ist viel kritischer. In den USA geht es mehr ums Feiern allgemein. Die Leute wollen dort vor allem eine gute Zeit haben. Manchmal fehlt dann eine gewisse Tiefe …
Aber San Francisco hat eine großartig inspirierende Musikszene. Portland und Washington D.C. ebenso. In Washington findet man vor allem Hardcore, Punk und Rock. Das hat uns extrem gut gefallen.
Stephanie: Generell gefällt uns der europäische Lifestyle. Die Leute gehen hier sehr viel raus. Sie verbringen gemeinsam Zeit in Cafés. Die öffentlichen Verkehrsmittel funktionieren toll. Oder man läuft einfach von A nach B. Die Wege Freunde zu sehen sind viel kürzer.
Sarah: Das fühlt sich für uns dann so an, als würde man hier intensiver und bedeutungsvoller Leben. Man schöpft das Leben voll aus.
WANN KAM DER ENTSCHLUSS DAS LEBEN KOMPLETT DER BAND ZU WIDMEN?
Sarah: Die Band und Musik war zunächst immer ein Hobby. In der Schweiz haben wir unsere erste Cover-Band, The Bandits, gegründet. Was sich damals nach einer guten Idee anfühlte.
Stephanie: Das hat wahnsinnig viel Spaß gemacht. Mit Freunden zusammen auf einer Bühne rumalbern.
Sarah: Wir haben Sachen gespielt, die wir jetzt mit Deer Park Avenue niemals spielen würden. Wir waren auf Festen und Hochzeiten unterwegs. Dann sind wir zurück nach Kalifornien und unser Cousin Gregg hat uns nach eigenen Songs gefragt. Eigentlich nur sehr zaghaft haben wir ihm dann Over Again vorgespielt. Er hat uns mit in das Studio seines Bruders genommen et voilà. Trotzdem hätten wir da noch nicht gedacht, dass wir wirklich erfolgreich sein könnten mit unserer Musik. Erst als auf einmal immer mehr Leute zu den Shows kamen und die CDs kauften, war der Gedanke da, das Ganze doch ernster zu nehmen.
Stephanie: Diese Zeit haben wir aber auch genossen. Unser Journalismus-Studium und die Musik passten sehr gut zusammen.
Sarah: Und wir konnten unsere Online Marketing Erfahrung dann auch für uns selbst nutzen. Auch wenn die ersten 3 Jahre sehr hart waren. Quasi an mehreren Fronten zu kämpfen. Mit der einen Sache verdienst du dein Geld, aber von der anderen Sache weißt du eigentlich, dass sie dein Leben ist.
Sarah: Da gab es auch schon Mal diesen Moment, wo ich mit 3 Dollar und 17 Cent im Supermarkt stand und sowohl Zahnpasta als auch Milch brauchte und mich entscheiden musste. Nur eines davon konnte ich mir leisten. Da fängt man dann doch an zu zweifeln. Der Rückhalt aus der Familie und von Freunden war am Ende aber so riesig. Und jetzt könnten wir nicht glücklicher sein. Alle unsere Bekannten haben an irgendeinem Punkt aufgegeben. Das darfst du aber nicht. Irgendwann zahlt es sich immer aus.
Stephanie:
Du musst einfach alles was du an übriger Energie hast in dein Herzens-projekt stecken. Auch wenn du die Erfolge vielleicht erst Jahre später sehen wirst.
WO GEHT ES ALS NÄCHSTES HIN?
Sarah: Nach Basel. Wir haben dort noch viele Freunde und Basel ist wunderschön. Wenn wir dort unseren Auftritt hatten, werden wir definitiv noch ein paar Tage zum relaxen bleiben.
HABT IHR EINEN LIEBLINGSORT IN KALIFORNIEN?
Stephanie: Da gibt es so wahnsinnig viele besondere Orte. Aber den Ort, den wir niemals auslassen ist In-N-Out Burger. Auf allen Roadtrips müssen wir dort einfach halten und Burger und Fries essen. Manchmal gibt es dann noch den Milkshake dazu.
Sarah: Den gibt es ehrlicherweise immer dazu. Obwohl wir sonst überhaupt gar kein Fast Food essen.
Stephanie: Bei der Spezialsauce kannst du einfach nicht nein sagen.
Sarah: Neben In-N-Out Burger lieben wir aber vor allem die gesamte Monterey Area und San Francisco. Hermosa Beach ist wahrscheinlich einer meiner Lieblingsstrände in Kalifornien. Venice Beach ist total abgefahren. Hier haben wir auch die Bilder für unser Album geshootet.
UND IN MÜNCHEN?
Sarah: Im Englischen Garten ist immer was los. Dann natürlich die Spaziergänge an der Isar. Und die Kaffeerösterei auf dem Viktualienmarkt. Der Cappuccino und die Florentiner sind dort super. Aber auch der Marienplatz. Immer wenn ich dort bin und die Frauenkriche sehe, kann ich es kaum glauben, dass ich jetzt hier leben.
SCHLUSSFRAGE: GIBT ES EINE FRAGE, BEI DER IHR EUCH IMMER WUNDERT, WARUM SIE EUCH EIGENTLICH NIE GESTELLT WIRD?
Sarah: Das ist eine gute Frage. Eine gute Antwort fällt mir darauf wahrscheinlich erst morgen Früh ein.
Stephanie: Die meisten fragen nie nach unseren Social Media Kanälen. Wo sie uns online überall finden. Das ist manchmal schade.
Sarah: Wonach sie allerdings häufig fragen ist, ob wir eine Girl Band sind. Ob das so unser Ding wäre. Aber eigentlich geht es total an der Sache vorbei. Außerdem haben wir ja sogar männliche Unterstützung am Bass. Wir sind einfach Schwestern und machen zusammen Rockmusik. Punkt.
Was fuer tolle Maedels!!
Ein weiteres Beispiel dafuer , das man einfach Mut haben sollte um
seine Traeume zu verwirklichen; !!
Ja, das sehen wir ganz genauso!! 🙂